Wir denken das Etablierte komplett neu
Interview mit Niels Pelka
Der 38-jährige Niels Pelka ist Landwirt und betreibt gemeinsam mit seiner Familie den Cassenshof in Watzum. In dritter Generation haben seine Ehefrau Teresa-Marie und er sich sich für den Einstieg in die Freiland- Legehennenhaltung entschieden. Wir haben ihn auf seinem Hof besucht und mit ihm über neu gedachte Ansätze in der Landwirtschaft gesprochen.
Wie sind Sie zur Landwirtschaft gekommen?
Ich wusste schon als Kind, dass ich Landwirt sein möchte. Ich bin damals schon auf dem Trecker von meinem Vater mitgefahren und habe eine große Leidenschaft zur Landwirtschaft entwickelt. Nach dem Abitur habe ich damals Agrarwissenschaften in Kiel studiert. Später habe ich mich zudem an der Universität in Göttingen im Bereich Agrarökonomie und Risikomanagement im Rahmen des Promotionsstudiums vertieft.
2015 bin ich dann in den landwirtschaftlichen Betrieb meiner Eltern zurückgekehrt. Mein Vater hatte bewirtschaftete bis dahin knapp 100 Hektar Ackerland. Das ist eine Größenordnung, welche uns nicht als zukunftsfähig erschien. Daher mussten wir uns Gedanken über die Intensivierung der Wertschöpfung für unseren Hof machen. Zu dieser Zeit betrieben meine Schwiegereltern bereits seit über 30 Jahren erfolgreich eine Legehennenhaltung in der Lüneburger Heide. Schlussendlich haben wir uns 2015 dazu entschlossen, diesen für diese Region untypischen Betriebszweig mit hier herzunehmen und damit das Etablierte neu zu denken.
Was sind ihre Aufgaben auf dem Hof?
Ich betrachte mich ein wenig wie einen Kapitän auf einem Schiff. Meine Hauptaufgabe
besteht darin, die Mitarbeiter zu führen und zu motivieren. Zudem überwache ich kontinuierlich alle betrieblichen Prozesse, um gegebenenfalls eingreifen zu können, falls etwas nicht wie geplant verläuft. Es ist gleichzeitig auch wichtig, dass unsere Betriebsstrukturen eigenständig funktionieren – ohne dass ich permanent präsent sein muss. Dies ist ein entscheidender Schritt für das Wachstum unseres Unternehmens, da er mir ermöglicht, meinen Kopf frei zu haben und mich nicht ständig in operative Aufgaben einzubinden.
Welche Personen inspirieren Sie?
Ich würde sagen, dass mein Vater mein wichtigster Lehrer war – besonders auf die beruflichen Dinge bezogen. Als ich noch klein war, hat er mir viele Sachen gezeigt und beigebracht, die für mich auch heute noch sehr nützlich sind.
Was machen Sie auf ihrem Hof anders als andere Landwirte?
Das ist eine Mischung aus vielen Aspekten. Zum einen ist es für mich als Unternehmer total wichtig auf mehreren Standbeinen zu stehen. Mit unserem Hof versuchen wir viele Synergieeffekte zu erzeugen. Wir haben uns dazu entschieden, in die Tierhaltung einzusteigen und diese mit einer Direktvermarktung zu verbinden. Die Hühnerhaltung ist bei uns in der Region eigentlich eher untypisch. Mittlerweile produzieren wir hier in Watzum ungefähr
20.000 Eier am Tag und vertreiben diese im Braunschweiger Land. Derzeit beliefern wir jeden Markt einzeln und nicht mehr die großen Zentralen. Ein weiterer Bereich ist unsere Photovoltaikanlage. Wenn ich in die Zukunft blicke, dann denke ich, dass es ein wichtiger Aspekt ist, dass wir Landwirte einen Teil zur Energiewende betragen. Daher haben wir uns im letzten Jahr dazu entschieden auf dem Hühnerstall eine Photovoltaikanlage zu bauen. Mit dieser Anlage sind wir in unseren Hühnerställen vollständig energieautark. Das bedeutet, wir können den kompletten
Strombedarf für unsere beiden Ställe mit der Anlage abdecken.
Was bedeutet es für Sie, selbstständig zu sein?
Es bedeutet für mich, dass ich mein eigener Chef bin und nicht in einem großen Unternehmen mit vielen Mitarbeitern arbeite. Der große Vorteil ist natürlich die enge Verzahnung von Familie und Beruf. Die Selbstständigkeit gibt mir zudem eine gewisse Flexibilität und Entscheidungsfreiheit. Das habe ich bereits bei meinem Vater festgestellt. Ich treffe viele kleine und große Entscheidungen am Tag und das empfinde ich als sehr positiv. Ich kann beispielsweisse selbst entscheiden, ob ich jetzt auf das Feld fahre oder noch zwei Stunden warte. Natürlich gibt es einen festen Rahmen, an den ich mich halten muss. Aber in einem großen Unternehmen ist das nicht anders. Nur dort bestimmt ein Vorgesetzter, was ich tun oder lassen soll.
Wie definieren Sie Erfolg für sich?
Im Allgemeinen gibt es natürlich klare Indikatoren, an denen Menschen Erfolg messen. Für mich persönlich bedeutet Erfolg einerseits finanzielle Unabhängigkeit, sodass ich mir keine Sorgen um grundlegende Bedürfnisse machen muss. Andererseits steht Erfolg für mich auch für persönliche Freiheit, die Möglichkeit, das zu tun, was ich möchte.
Welche Rolle spielt Geld für ihren landwirtschaftlichen Betrieb?
Geld ist ein wichtiger Aspekt und kann als Antrieb dienen, um bestimmte Dinge zu erreichen. Jedoch sind wir nicht die Art von Menschen, die das erwirtschaftete Geld nutzen, um beispielsweise eine Finca auf Mallorca zu kaufen. Unser Ziel ist es, in unseren Betrieb und unseren Hof zu investieren. Ein landwirtschaftlicher Betrieb ist ein Generationenvertrag. Wir ernähren von diesem Hof insgesamt vier Generationen – meine Großmutter, meine Eltern, uns und unsere vier Kinder. Als Landwirte denken wir in
Generationen und nicht nur in Quartalszielen. Das ist gelebte Nachhaltigkeit. Es bereitet mir ein gutes Gefühl, unseren Betrieb nachhaltig und zukunftsfähig weiterentwickeln zu können.
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