Andere sehen Herausforderungen, ich sehe Chancen
Interview mit Michael Lindhofer
Michael Lindhofer übernahm den Familienbetrieb Lindhofer Elektrotechnik GmbH & Co. KG. Das Unternehmen ist in verschiedenen Bereichen tätig – von Sicherheitstechnik bis zu allgemeinen Elektroinstallation. In den letzten beiden Jahren haben sich aufgrund verschiedener Krisen und Herausforderungen viele Veränderungen ergeben. In einem Interview erläuterte er uns, wie er damit umgeht und welche Strategien er verfolgt.
Vor welche Herausforderungen wurde ihre Firma in den letzten Jahren gestellt?
Wir mussten uns durch unterschiedliche Krisen oft anpassen – durch Corona, die Energiekrise, aber auch durch den Fachkräftemangel. Die Anpassung ist uns bisher immer gelungen und wir hatten keine massiven, finanziellen Probleme.
Betriebswirtschaftlich stehen wir sehr gut da. Durch die hohe Krankenquote in den vergangenen Jahren ist unsere Produktivität gesunken – und das bedeutet im Umkehrschluss auch weniger Umsatz, mit dem wir jedoch mehr erwirtschaften mussten. Eine weitere Herausforderung war der Zusammenbruch der Lieferketten. Gerade in der Industrie waren viele Dinge nicht mehr verfügbar. Wir haben dies jedoch frühzeitig erkannt, rechtzeitig bestellt und Material bei uns eingelagert. Dadurch konnten wir die astronomischen Preisentwicklungen gut abfedern. Die Preisentwicklungen machen unsere gesamte Kalkulation leider unvorhersehbar. Daher mussten wir uns vollständig an die neue Situation anpassen.
Und wie gehen Sie mit dem vorherrschenden Fachkräftemangel um?
Wir wissen alle, dass es im Handwerk einen massiven Fachkräftemangel gibt. Das hat jedoch auch eine zweischneidige Wirkung. Einerseits haben wir einen gut funktionierenden Markt, auf dem wir schnell Aufträge erhalten können. Andererseits benötigen wir qualifizierte Fachkräfte, die die Arbeit erledigen können. Letztendlich verdient man nur Geld mit jemandem, der seine Arbeit gut macht. Das Handwerk war über viele Jahre hinweg als Arbeitgeber nicht besonders attraktiv. Inzwischen hat sich das Berufsfeld jedoch komplett verändert. Die Arbeitsbedingungen haben sich verbessert und die Verdienstmöglichkeiten sind deutlich gestiegen. Wir haben sehr gute Mitarbeiter, waren aber bisher in Bereichen tätig, die nicht besonders lukrativ oder anspruchsvoll waren. Deshalb habe ich den Plan entwickelt, nicht mehr Mitarbeiter einzustellen, sondern unsere Geschäftsfelder zu erweitern. Dadurch können wir für das Unternehmen und die Mitarbeiter eine Win-Win-Situation schaffen. Wenn ich meine Mitarbeiter besser qualifiziere, um in einen weniger wettbewerbsintensiven Markt vorzustoßen, können wir mehr Umsatz generieren. Zudem kann ich meinen Mitarbeitern ein höheres Gehalt zahlen. Das ist der Grund weshalb wir beispielsweise Sicherheitstechnik anbieten. Auf diese Weise sind wir personell nicht gewachsen, können jedoch mit denselben Mitarbeitern einen höheren Umsatz erzielen.
Wie sind Sie dazu gekommen das Familienunternehmen zu übernehmen?
Damals, nach meinem Abitur, habe ich darüber nachgedacht, was ich machen möchte. Ich hatte immer zwei Leidenschaften: Chemie und Elektrotechnik. Aber auch BWL hat mich interessiert. Mir war immer klar, egal in welchem Bereich: Ich möchte gerne ein Unternehmen führen. Zu diesem Zeitpunkt war ich mir auch nicht sicher, ob ich in das Unternehmen meiner Eltern einsteigen möchte. Denn nur weil man Familie ist und sich privat gut versteht, heißt das nicht
automatisch, dass es auch beruflich funktioniert. Letztendlich habe ich mich für ein Studium im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen und Elektrotechnik entschieden. Mir wurde aber schnell klar, dass ich das Studium nicht in Regelstudienzeit abschließen würde und ich für praktisches Wissen eher eine Ausbildung hätte absolvieren sollen. Daher habe ich mein Studium abgebrochen und eine Ausbildung in einer Elektrofirma in Braunschweig begonnen. Ich habe mit meinem Vater besprochen, dass ich nach Abschluss meiner Ausbildung als ausgebildeter Monteur in das Familienunternehmen einsteige. Nachdem ich meinen Meister hatte, bin ich dann direkt in die Geschäftsführung eingestiegen.
Was heißt für Sie und ihre Firma Erfolg?
Das definiere ich für mich sehr einfach: An erster Stelle steht für mich tatsächlich der wirtschaftliche Erfolg, da er mir die Möglichkeit gibt, alles andere zu erreichen. Der Erfolg führt letztendlich auch zu einer gewissen Anerkennung, die ich schätze. Allerdings ist diese Anerkennung nicht mein Hauptziel.
Meine Motivation ziehe ich daraus, meine persönlichen Ziele zu erreichen. Erfolg bedeutet für mich auch ein Stück Selbstbestimmung. Natürlich bin ich auch von meinen Kunden abhängig – aber wenn ich Veränderungen vornehmen möchte, habe ich die Freiheit, sie umzusetzen. Die Tatsache, dass ich meine Arbeit so gestalten kann, wie ich es möchte, bedeutet mir ungemein viel.
Wie wichtig sind Ihnen klare Ziele?
Menschen, die keine Ziele haben, erkennen oft ihre Chancen nicht, da sie nicht danach suchen. Deshalb sind Ziele, egal ob beruflich oder privat, so wichtig für mich. Sie fokussieren meine Aufmerksamkeit darauf, wohin ich möchte. Mein Unterbewusstsein sucht ständig nach neuen Möglichkeiten, um meine Ziele zu erreichen. Daher sind Ziele im Leben von großer Bedeutung – denn ohne sie würden wir im Leben nirgendwo ankommen.
Man muss sich einfach Ziele setzen und
seinen Geist darauf programmieren, danach zu suchen.
Welche Rolle spielt Geld für Sie?
Nicht das Geld an sich ist mir wichtig, sondern die Möglichkeiten, die es bietet. Ein einfaches Beispiel verdeutlicht das: Durch ein höheres Einkommen konnte meine Frau und ich entscheiden ihre Wochenarbeitszeit zu reduzieren, damit sie die Möglichkeit hat, die gewonnene Zeit in Ausbildung und Erziehung unserer Kinder zu investieren. Auch über die Zeit waren wir immer wieder in der Lage unsere Arbeitsbedingungen an unser Familienleben anzupassen. Natürlich auch mit dem Fokus, dass in allen Bereichen privat wie geschäftlich bestimmte Ziele erreicht werden müssen. Geld bedeutet in diesem Zusammenhang Freiheit – und Freiheit schafft zeitgleich auch Sicherheit.
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