Wir skalieren Nachhaltigkeit – und das macht uns erfolgreich

eingestellt von Björn Hinrichs am 23. Dezember 2023 | Kategorie: Existenzgründung

Wir skalieren Nachhaltigkeit – und das macht uns erfolgreich
Interview mit Dr.-Ing. Martin Schoenitz

Dr.-Ing. Martin Schoenitz gründete 2015 die Firma „Outdoor Freakz“. Seitdem verkauft er alltägliche Produkte für das Badezimmer in einer nachhaltigen Version. Wir haben den Gründer in seinem Camper an der Algarve besucht und mit ihm über seine Erfolgsgeschichte gesprochen.

Welches Konzept steckt hinter Outdoor Freakz?

Unser Ziel ist es, Nachhaltigkeit nicht länger als ein Luxusgut anzusehen, sondern für jeden erschwinglich zu machen. Wir streben danach, gute Alternativen zu herkömmlichen Plastik- und Chemieprodukten anzubieten, die mit einem guten Gewissen konsumiert werden können. Dabei sollen die Produkte nicht wesentlich teurer sein als plastikbasierte Varianten. Genau hier liegt unser Ansatz: Wir möchten ein Angebot zu einem erschwinglichen Preis schaffen, das gleichzeitig nachhaltig ist. Unser langfristiges Ziel besteht darin, in jedem Bereich gute Alternativen anzubieten. Zum Beispiel haben wir bereits in Drogerien viele kleine Produkte, wie Zahnbürsten oder Zahnpasta im Sortiment. Und gerade diese kleinen Produkte haben eine große Auswirkung. Wenn Konsumenten auch nur einen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit machen möchten, können sie sich für unsere Alternativen entscheiden – ohne dafür mehr bezahlen zu müssen.

Was hat Sie zur Selbstständigkeit motiviert?

Ich habe schon immer viele Ideen gehabt und konnte mich für verschiedene Geschäftskonzepte begeistern. Nebenbei habe ich immer wieder nach Möglichkeiten Ausschau gehalten, um etwas Eigenes aufzubauen. Es war mir immer wichtig, für

meine Arbeit zu brennen und Spaß daran zu haben. Ich möchte morgens aufstehen und mich auf die Arbeit freuen – anstatt darauf zu hoffen, dass der Tag schnell vorübergeht, damit ich nach Hause gehen kann.

Und wie kam es dann schlussendlich zur Gründung?

Ich bin immer weiter die Karriereleiter aufgestiegen und war an einem Punkt, an dem mir die Beförderung zum Produktionsleiter angeboten wurde. Zunächst habe ich dem zugestimmt – aber wenige Tage bevor meine Beförderung bekannt gegeben werden sollte, habe ich gemerkt, dass es gar nicht das ist, was ich wirklich will. Mir wurde bewusst, dass ich dann noch mehr Zeit für etwas investieren müsste, das mir nicht gefällt. Was im Umkehrschluss auch bedeutet, dass ich weniger Zeit für Dinge hätte, von denen ich überzeugt bin und die mich wirklich begeistern. Ich musste eine Entscheidung treffen! Am nächsten Morgen bin ich zu meinem Chef gegangen und habe tatsächlich gekündigt. Im Rückblick betrachtet war es eine spontane Entscheidung – aber es fühlte sich wie eine Befreiung an.

Wie kam es zur Idee von Outdoor Freakz?

Zuerst hatten wir die Idee, dass wir Becher und Teller aus Edelstahl herstellen, da sie so langlebig und nachhaltig sind. Das hat gut funktioniert und Spaß gemacht. Die Produkte verkaufen wir auch heute noch. Allerdings haben wir festgestellt, dass Kunden, wenn sie in diesem Bereich gute Qualität erhalten, nur alle 100 Jahre neue Becher oder Teller kaufen. Daher haben wir uns überlegt, Produkte herzustellen, die man häufiger benötigt aber dabei trotzdem nachhaltig sind. Das war der Beginn der Bambus-Zahnbürsten.

Wir haben uns zunächst den Markt angeschaut und festgestellt, dass vier solcher Zahnbürsten bei Amazon 20 Euro kosten – das war recht teuer. Es gab also zu dem Zeitpunkt nirgends gute und günstige Alternativen. Als wir dann unsere Produkte anbieten konnten, waren wir relativ schnell der Anbieter mit den meistverkauften Bambus- Zahnbürsten.

 

Welche Rolle spielt Geld bei Ihrem Vorhaben?

Ohne finanzielle Mittel könnten wir unsere verrückten Ideen natürlich nicht umsetzen. Outdoor Freakz gehört zu 100 Prozent mir und ist nicht in Händen von Investoren. Bei unserem schnellen Wachstum würde es normalerweise mehrere Investoren erfordern. Aufgrund unserer Ideen und der guten Skalierung kann es sein, dass wir plötzlich mal

400.000 € benötigen. Natürlich wissen wir dann, dass wir das Geld durch unsere verkauften Produkte wiedererhalten, aber solche Beträge hat man nicht einfach auf dem Konto liegen. Aber wenn mir keiner dieses Geld freigibt, können wir auch nicht produzieren oder nachkaufen. Daher spielen die Finanzen eine wichtige Rolle und das ganze System würde ohne eine Bank, die uns da unterstützt, nicht funktionieren.

Was bedeutet für Sie Erfolg?

Wie wir Erfolg typischerweise in Deutschland definieren, ist ganz oft ein falscher Weg. Es geht häufig um das Streben nach höher, schneller, weiter. Für mich persönlich ist Erfolg eng mit Freiheit verknüpft. Mir ist es egal, wie viel Euro im Monat auf meinem Konto sind, solange ich die Freiheit habe, das zu machen, was ich möchte und wann ich es möchte.

Erfolg steht für mich daher weniger mit Geld in Verbindung. Ich würde Erfolg auch nicht nur auf den Beruf begrenzen, sondern auf das ganze Leben und alle Lebensbereiche – das finde ich persönlich sehr wichtig. Erfolg heißt für mich genauso zu leben, wie ich und meine Familie Lust haben. Das schließt auch eine finanzielle Freiheit mit ein. Das bedeutet, für mich, dass ich auch finanziell nicht auf den Cent genau schauen muss, wie ich mein Leben verwirklichen kann.

Wie lässt sich Nachhaltigkeit skalieren?

Der erste, wichtige Schritt besteht darin, das Ganze realistisch anzugehen und keine

unrealistischen Erwartungen zu haben. Ich denke, wir haben da einen guten Kompromiss gefunden: Wir sind keine übertriebenen Ökos, die zu 110 Prozent das perfekte Produkt kreieren wollen, sondern geben uns auch mit 90 Prozent zufrieden. Man muss realistisch denken, da es auf lange Zeit einfach nicht wirtschaftlich ist, utopische Ziele zu verfolgen. Auf diese Weise verbinden wir unternehmerisches Denken, das auf gute Verkaufszahlen abzielt, mit dem Gedanken der Nachhaltigkeit. Es wäre natürlich großartig, wenn wir ein Produkt herstellen können, welches wirklich zu 100 Prozent ökologisch ist. Doch selbst wenn wir bereits 90 Prozent erreichen, sind wir deutlich nachhaltiger als alle anderen Produkte auf dem Markt und bleiben damit wirklichkeitsnah. Dadurch tragen wir dazu bei, die Welt ein Stückchen besser zu machen. Das bedeutet, wir verkaufen kein Luxusprodukt an wenige Konsumenten, sondern ein nachhaltiges Produkt, das für alle erschwinglich ist.

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