Muskelhypothek: Eigenleistung ersetzt Eigenkapital

eingestellt von Björn Hinrichs am 8. September 2022 | Kategorie: Wohnen und Immobilien

Durch Eigenleistung am Bau können Hausbauer und Sanierer Geld sparen, wenn sie ihre Arbeitskraft richtig einsetzen und realistisch kalkulieren. Welche Vor- und Nachteile das mit sich bringt und worauf es ankommt.

Angesichts gestiegener Baupreise erscheint Selbermachen vielen Bauherren oder Sanierern eine gute Idee. Doch wollen Kraft, Zeitaufwand, Geschick und Know-how richtig eingeschätzt sein. Eigenleistungen kosten nicht nur viel Zeit, sie müssen besonders bei einem schlüsselfertigen Neubau auch exakt in den Bauablauf passen. Denn kann das anschließende Gewerk nicht weiterarbeiten, weil es zu Schäden oder zeitlichen Verzögerungen gekommen ist, haftet der Häuslebauer. Wird der Baufortschritt behindert, können Vertragsstrafen fällig werden. Besonders im Fall eines Neubaus ist daher anzuraten, genau aufzulisten, welche Arbeiten der Bauherr in Eigenleistung erbringen will, und das vertraglich festzuhalten. So können die Schnittstellen zwischen Fremd- und Eigenleistung auch in organisatorischer und zeitlicher Hinsicht genau definiert werden. Sinnvoll kann sein, dass Sachverständige die baufachliche Kontrolle auch über die Eigenleistungen übernehmen, um spätere Baumängel zu vermeiden und dann nicht auf den Schadenskosten sitzen zu bleiben – sollten zum Beispiel Fachleute nachbessern müssen. Das könnte die Ersparnis schnell zunichtemachen.

Um solche Schnittstellen- und Haftungsprobleme zu umgehen, lassen Bauträger oft nur Eigenleistungen zu, die am Ende einer Baumaßnahme liegen.

Welche Arbeiten sich anbieten

Geld sparen lässt sich besonders bei Leistungen, die einen relativ hohen Arbeitsanteil haben wie etwa Trockenausbau-, Maler-, Tapezier- oder Gartenarbeiten oder das Verlegen von Bodenbelägen. Da die Preise für Baustoffe deutlich gestiegen sind, ist das Einsparpotenzial nicht mehr so groß, weil der Materialanteil im Vergleich zu den Lohnkosten höher ausfällt. Bedacht sein will dabei auch, dass die Profis zum Teil zu besseren Konditionen einkaufen können, genau wissen, welche Baustoffe sich eignen, und durch ihre Erfahrung schneller sind. Laien schaffen laut dem Verband Privater Bauherren maximal zwei Drittel der Leistungen eines Profis in der gleichen Zeit. Zusätzlich muss die Zeit für die An- und Abreise zur Baustelle, das Besorgen der erforderlichen Baustoffe und Werkzeuge und v vielleicht auch einen Heimwerkerkurs eingerechnet werden.

Es bieten sich daher vor allem Gewerke an, für deren Arbeiten keine speziellen Maschinen sowie Kenntnisse benötigt werden und die keine größeren Nachteile bringen, wenn sie nicht ganz mängelfrei ausgeführt wurden. Wenn etwa eine Fliese etwas schief verlegt wurde oder die Tapete nicht richtig klebt, hat das keine Bauschäden zur Folge.

Rückbauarbeiten wie das Ausbauen von Türen, das Entfernen von Bodenbelegen oder Tapeten oder das Abschleifen alter Farbe können Laien ohne Probleme ausführen und dabei ordentlich sparen. Das sollte jedoch vorher mit dem beauftragten Handwerksbetrieb abgesprochen werden.

Hat man nicht selbst eine entsprechende Ausbildung oder im Familien- oder Bekanntenkreis Fachleute, die helfen können, sollte man von Elektroinstallation, Heizung, Sanitär sowie Gas- und Wasserinstallation die Finger lassen. Das Risiko, hier Fehler zu machen, ist relativ große. Außerdem gibt es keine Gewährleistung, wenn Arbeiten selbst ausführt wurden. Dazu kann sich ein Versicherer etwa bei einem durch ein vom Eigentümer falsch verlegtes Kabel verursachten Brand weigern zu zahlen.

Muskelhypothek als Eigenkapital

Wer für die Baumaßnahme einen Kredit aufnehmen muss, kann in mehrfacher Hinsicht profitieren, wenn er Arbeiten selbst übernimmt. Zum einen werden die Baukosten gesenkt, zum anderen akzeptieren viele Kreditinstitute den Einsatz der eigenen Arbeitskraft als Eigenkapital. Das hat zur Folge, dass das Darlehen geringer und der Darlehenszinssatz durch den größeren Eigenkapitalanteil gegebenenfalls günstiger ausfällt. Als sogenannte Muskelhypothek werden in der Regel maximal 10 bis 15 Prozent der Bausumme akzeptiert. Manche Geldgeber setzen ein Limit von 20.000 Euro.

Was auch bedacht sein will: Viele Fördermittel werden nur gewährt, wenn die Arbeiten von einer professionellen Firma ausgeführt werden.

Kreditinstitute wünschen in der Regel eine Aufstellung der Eigenleistungen, die erbracht werden sollen. Berücksichtigung finden dabei nur Lohnkosten. Hilfreich können dafür Aufstellungen des Bauplaners über einzelne Gewerke oder Kostenvoranschläge von Handwerkern sein. Das Haus hat beschrieben, wie eine solide Aufstellung der Eigenleistungen, die das Kreditinstitut akzeptiert, aussehen kann.

Bauhelfer absichern

Helfer aus dem Familien- oder Freundeskreis müssen laut Gesetz spätestens eine Woche nach Baubeginn bei der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft gemeldet werden. Das gilt auch, wenn sie unentgeltlich arbeiten. Auf diese Weise sind die Helfer über die gesetzliche Unfallversicherung abgesichert. Der Pflichtbeitrag richtet sich nach der erbachten Stundenzahl der Helfer. Mindestens 100 Euro werden immer fällig. Auch sich selbst sowie seine Partnerin oder seinen Partner kann der Bauherr auf diese Weise unfallversichern oder eine private Unfallversicherung abschließen.

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